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Die Nachricht

Am Morgen des 09.09.2018 bekam ich die Nachricht, die mein Leben veränderte. 

Ich bekam einen Anruf von einer Freundin meiner Mutter, die mir mitteilte, dass mein Vater sich das Leben genommen hat.

Von da an war ich wie ferngesteuert. Ich fuhr zu meiner Mutter. Die Polizei war noch vor Ort. Sie zeigten mir den Abschiedsbrief.

Das Bild meines toten Vaters werde ich niemals vergessen.

Die Kripobeamtinnen kamen und wir mussten so viele Fragen beantworten. Ob er suizidgefährdet war, ob er es angekündigt hat. Dann mussten sie ihn untersuchen und überprüfen, ob es tatsächlich ein Suizid war oder ob eine Fremdeinwirkung stattgefunden haben könnte. Der Gedanke, dass sie nun seinen toten Körper untersuchen, war kaum zu begreifen. Die Kripobeamtinnen riefen einen Notfallseelsorger. Dieser kam kurze Zeit später und gab uns Informationen zu Selbsthilfegruppen. Er war sehr freundlich und einfühlsam und versuchte uns die brennende Schuld und Wut zu nehmen, die sich immer wieder mit Unverständnis und Trauer abwechselte. Dann kam der Bestatter und nahm meinen toten Vater mit sich.

 

Nun war das Haus leer. Nach so viel Trubel waren wir allein mit unseren Gedanken. Was soll ich allen anderen sagen? Sage ich einfach, dass er einen Herzinfarkt hatte? Wie soll ich erklären, dass mein Vater sich das Leben genommen hat? Wie formuliere ich es? Selbsttötung...Suizid...das Leben genommen.....sich entschieden zu gehen.... Herzinfarkt ist einfacher...

Wen informiere ich jetzt alles? Was ist jetzt alles zu tun? Wie sollen wir den Tag und die Nacht überleben? 

 

Wie in Trance bereitete ich etwas zu Essen vor, rief ein paar Menschen an, einfach auch um mit jemandem darüber zu sprechen. Ich machte mir eine Liste was nun zu erledigen ist, vor allem im Hinblick auf die Beerdigung und die nächsten Tage. Weiter konnte ich noch nicht denken und begreifen konnte ich das alles auch noch nicht. Und dann ging es darum irgendwie die Nacht zu überleben...

 

 

Das Lied "Still" von Jupiter Jones hat mich sehr berührt und für mich die ersten Stunden nach der Nachricht gut beschrieben:.

Hier ein Auszug aus dem Text:

 

So still, dass jeder von uns wusste, das hier ist für immer,

für immer und ein Leben und es war so still,

das jeder von uns ahnte, hierfür gibt`s kein Wort,

das jemals das Gefühl beschreiben kann.

 

So laut, die Stunden nach dem Aufschlag als es galt,

das alles zu erfassen und verstehen und es war

so laut, das alles, was wir dachten nichts als Leere zu uns brachte,

so laut und so verloren war es hier, als Stille bei uns wohnte anstatt dir.

 

So still, obwohl ich dich mit jedem Tag vermiss`

und wo immer du auch gerade bist

du zeigst mir, dass Stille jetzt dein Freund geworden ist.

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